14. November 2015

Weihnachtsmarkt oder: Wie sieht Dein Atelier in Gebrauch aus...?

Dies war eine Frage, die man mir gestellt hat, als ich mein neues Atelier eingerichtet habe. Nun, es wird regelmässig aufgeräumt (meist vor Beginn eines Projektes) und ist während der Arbeit an einem Projekt recht chaotisch... Am 28. November darf ich mit einer lieben Freundin am Weihnachtsmarkt in Rickenbach TG teilnehmen. Neben den Wullechneuel Finkli wird es genähte Kostbarkeiten geben (gleich kommt eine exklusive Vorschau).

Der Vorteil einerTeilnahme am Weihnachtsmarkt Ende November ist, dass man bereits im Oktober nach Weihnachtsstoffen Ausschau halten "darf" und sich natürlich auch die weihnachtliche Deko des Standes überlegen "muss" - ist das nicht herrlich?

Mein Atelier ist in dieser Zeit natürlich sehr in Anspruch genommen:


Die Stärkung zwischendurch in Form von schwarzem Tee und Wasser wird meist von meinem lieben Mann zur Verfügung gestellt. Sehr empfehlen kann ich, schwarzen und weissen Nähfaden zu jeder Zeit in grosser Menge im Vorrat zu haben - es ist mehr als ärgerlich, wenn der weisse Faden am Morgen eines Nähsonntags ausgeht (bitte nicht fragen, woher ich das weiss).

Wir freuen uns, den Lesern bereits einen kleinen Vorab-Einblick in erste Schätze zu gewähren:



Selbstverständlich gibt es auch eine Finkli-Weihnachtskollektion: Perlen, Goldfäden, Silberpailetten und viel flauschige Wolle....


Wir freuen uns sehr, wenn ihr uns an unserem Stand am 28. November an der Kirchgasse in Rickenbach TG besucht! Details zum Weihnachtsmarkt, an dem es auch ein tolles Rahmenprogramm gibt, finden sich hier.

Ich wünsche Euch ein geruhsames, kreatives Werkel-Wochenende!

7. November 2015

Textile Ausflüge auf Japanisch

Meine textile Ausflugskarte hat einigen Zuwachs bekommen. Unsere Japan-Reise hatte zahlreiche Höhepunkte, führte uns aber auch zu mehreren textilen Glanzlichtern, die ich Euch vorstellen möchte.

Kyoto: Nishijin Textile Center (zur Website geht's hier lang)
Gleich bei unserer ersten Station in Kyoto stand der Besuch des Nishijin Textilzentrums auf dem Programm. Nishijin ist eine besondere Art, Seide zu weben. Dabei werden die Fäden gefärbt und anschliessend zum Muster gewebt, was sehr aufwendig ist.

Das Textilzentrum ist zuerst einmal ein grosser Laden mit zahlreichen Seidenprodukten. Die Ausstellung im Obergeschoss ist relativ klein (Fotos nicht erlaubt), man kann aber auch Weberinnen bei der Arbeit zuschauen und es gibt eine Gelegenheit, aus geöffneten Seidenkokons Haarschmuck zu basteln. Wir hatten Glück und konnten während unseres Besuches noch die Fashion Show geniessen.



Kanazawa: Kaga Yuzen Nagamachi (zur Website geht's hier lang)
Nach etwas Suchen fanden wir doch noch den Eingang zu diesem wunderbaren Museum (über den Vorplatz und dann rechts die Treppe hoch). Im Obergeschoss wird der Vorgang des Kaga Yuzen Seidenmalens beschrieben, bei dem jeder Arbeitsschritt traditionell von Hand ausgeführt wird. Die Muster stammen aus der Natur und zeigen vor allem Blumen, Vögel, Wind und Mond. Interessant ist, dass bei den einzelnen Arbeitsschritten gleich angegeben wird, wie lange das Erlernen der einzelnen Schritte dauert: das richtige  Mischen der Farben hat man nach drei Jahren im Griff, das korrekte Einfärben des Hintergrundes soll nach zehn Jahren gelingen. Wenn man mehr Zeit zur Verfügung hat, darf man sich auch selber am Seidenmalen versuchen und im Obergeschoss die Arbeitsplätze der Künstler bewundern. Im Museum gibt es auch einen kleinen Shop (ausserdem kann man natürlich auch die Kimonos erwerben). Ein sehr eindrücklicher Besuch!

Wenn wir gerade beim Thema sind, kennt jemand von Euch einen Seidenmalkurs...? Die Klubschule bietet in der Ostschweiz nichts an - falls es aber ein Tageskurs wäre, könnte ich auch nach Zürich fahren. Hinweise nehme ich gerne entgegen... :-)

 


Tokyo: National Museum (zur Website geht's hier lang)
Auch dem Nationalmuseum haben wir einen Besuch abgestattet. Mein Mann hat sich auf die Samurai-Schwerter gefreut, ich habe mich natürlich auf die Kimonos gestürzt (die finden sich im Hauptgebäude "Honkan", im Raum 7 - 9). Die Kimonos sind zum Teil für Theater-Aufführungen entstanden (diese sind ganz besonders aufwendig, vgl. Foto unten, oben links - mein Lieblingsstück). Die meisten ausgestellten Kimonos sind aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Der Besuch des Museums lohnt sich natürlich auch für zahlreiche andere Objekte, es gibt im Untergeschoss eine Abteilung zu japanischem Kunsthandwerk, die sich sehr lohnt. Dort haben mir die wunderbar bemalten Raumtrenner und die tollen Briefpapiere, die z.T golden beschriftet sind, besonders gut gefallen.



Tokyo: Amuse Museum (zur Website geht's hier lang)
Das Amuse Museum ist ein Textilmuseum mit permanenten und temporären Ausstellungen. Wir hatten die Gelegenheit, etwas ganz Besonderes zu sehen: Textilien aus dem Norden Japans, die sich Boro nennen. Ihr Merkmal ist, dass über Generationen hinweg kleine Textilstücke zusammengefügt und wiederverwendet wurden, die in den schneereichen Wintern Wärme spendeten. Jedes noch so kleine Teilchen wird aufbewahrt und zum Leben erweckt. Besonders schön ist, dass in der Ausstellung auch zahlreiche Menschen mit ihren persönlichen Erinnerungen und Geschichten zu Wort kommen. Die Textilien sind aus Hanf, denn Baumwolle wächst in diesen Breitengraden nicht und die Beschaffung war zu teuer.


 Diese Kimono-artige Jacke, Donja genannt, dient der nächtlichen Warmhaltung.


Hier handelt es sich um einen Bodoko, eine Auflage, welche über Stroh gelegt als Matraze diente. Als Decke diente die oben abgebildete Donja.


Im Zentrum dieser ganz besonderen Textil-Liebe liegen die gesammelten Stoffreste. Gefreut habe ich mich, dass der Besitz von solchen Stoffresten Reichtum und sozialen Status bedeutete. Da musste ich natürlich gleich meinen Mann darauf hinweisen, dass mein Stofflager doch eine sehr sinnvolle Sache sei... Die Menschen im Norden Japans haben die Ansicht, dass kein Fetzelchen Stoff unbrauchbar, sondern wertvoll ist, auch auf die Menschen übertragen - kein Mensch soll verschwendet werden. Ein schöner Gedanke.

Diese vier Ziele wurden bereits in meine textile Ausflugskarte aufgenommen - ausserdem habe ich noch weitere Tipps bekommen (die sind auch nicht ganz so weit weg...), schaut doch mal wieder vorbei!

Das eine oder andere persönliche textile Erlebnis gab es natürlich auch (einen Besuch in einem traditionellen japanischen Hotel, Ryokan genannt, kann ich also sehr empfehlen):


Zum Schluss habe ich im Tokyo National Museum noch eine ganz besondere Entdeckung gemacht: eine Seidenmalerei mit dem Titel Herbsttag - daran konnte ich natürlich nicht einfach vorbei gehen:

Herbstgarten von Terasaki Kogyo, Farbe auf Seide, 1899

Ich wünsche Euch allen ein schönes, kreatives Werkel-Wochenende!



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