6. November 2011

Tagebuch der Eröffnung meines Finkli-Shops...

So fing alles an...

Oder besser: Vorgeschichte - ich habe einmal einen Mann getroffen, der sich ernsthaft nicht vorstellen konnte, dass Frauen geniale Einfällen haben könnten, weil er die besten Einfälle am Morgen beim Rasieren habe. Nun, ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass dies nicht besonders förderlich war für den weiteren Verlauf unserer Bekanntschaft, aber ich werde Euch verraten, wo ich viele geniale Einfälle habe: beim Staubsaugen. Jawohl. Das mache ich nicht nur gerne, sondern habe beim hin- und hergehen und saugen immer mal wieder gute Ideen (daher, liebe Teil- und Vollzeit-Hausfrauen und -männer und alle anderen, die staubsaugen: glaubt mir, Euch gehört die Welt!).

Immer mal wieder hat mir jemand gesagt: "Du mit Deinen Stricksachen, mit diesen herzigen Bebefinkli, das wär doch was...!" Aber irgendwie hat's einfach nie "klick" gemacht. Und dann kam der Staubsauger an diesem Tag im Sommer und plötzlich habe ich meinen kleinen Onlineshop vor mir gesehen und von da an sind die Ideen nur noch so gesprudelt.

Die grösste Hürden war wohl die technische Seite - wie mache ich denn den eigentlichen Shop...? Da habe ich bei meiner Blog-Kollegin vorbeigeschaut und mir erlaubt, meinen Shop ebenfalls da einzurichten, wo schon der Shop der Spinnwebstube ein Zuhause gefunden hat. Mit der Einrichtung des Shops, die sich über Wochen hinzog, haben sich immer wieder Fragen gestellt: Muss ich denn Mehrwertsteuern rechnen, was schreibt man im Impressum, was für AGBs brauche ich und wie komme ich eigentlich an eine Emailadresse "@wullechneuel.ch"...?

Fragen über Fragen, aber wie das so ist, eine nach der anderen klärte sich. Eine wichtige Frage war die der Mehrwertsteuer... einen Blick auf die Seite der Eidgenossenschaft versicherte mir, solange ich weniger als 100'000 Franken Umsatz habe, muss ich mir dazu keine Gedanken machen (mein Mann meint, ich müsse mir über die Mehrwertsteuer in den ersten Jahren den Kopf nicht zerbrechen, mal schauen ;-)).

Bald klärte sich auch, dass ich meine domain, also das "wullechneuel.ch", auf eine eigene homepage legen musste, um eine wullechneuel Email-Adresse zu erhalten. Wie war das nochmal, cname, domain, host, DSN? Es ging schon wieder los. Die Details werde ich Euch ersparen und gefühlte 50 Emails und Telefonate später war auch das überstanden.

Ausser meinen Mann habe ich auch zuerst einmal niemanden eingeweiht, ich wusste noch immer nicht sicher, ob das wirklich alles klappen wird - und ich wollte erst gar nicht, dass man versucht, mir das auszureden...

Die Regenbogen-Finkli kamen mir da gerade zur rechten Zeit in die Finger, die mussten es sein, für meine Startseite und so wurden diese fix fertig gestrickt.


   
Dabei stellte ich fest, dass ich doch ohne Logo keinen shop eröffnen kann - und wer wäre da besser geeignet, dieses zu designen als mein kreatives Schwesterchen...? Viele tolle Vorschläge durfte ich entgegennehmen - mein neuer Blog-Titel ist nur einer davon. Mein Logo habe ich schliesslich basierend auf ihren Vorschlägen entworfen.

Während ich noch über meine Finkli nachdachte und meine Gedanken um weichstes Merino und farbenfrohe Baumwolle kreiste, schweiften meine Gedanken zur Babyausstattung im Allgemeinen ab und dass es doch die eine oder andere Anschaffung braucht (also nicht nur viele bunte Finkli). Während meiner Ausbildung ging mir einmal durch den Kopf, dass es doch schade sei, dass ich mich wohl nie selbständig machen werde, dass ich aber eigentlich meine ganz eigenen Vorstellungen von der Führung eines Unternehmens hätte. Nun, das war die Geburtsstunde meiner Idee, von jedem verkauften Finkli einen Franken für das Projekt HEKS Koala zu spenden, die in der Schweiz finanziell benachteiligten Familien ermöglicht, unentgeltlich eine Erstausstattung für ihr Baby zu bekommen.

Auch ein Besuch bei der Bank stand auf dem Programm - ein eigenes Konto für meinen Shop wäre schon ganz toll und so machte ich mich an einem freien Tag auf zur Bank. Ich erklärte mein Anliegen, ich wollte nur einfach ein Unterkonto in meinem Konto, nichts weiter. Der nette Herr fragte erstmal, wofür ich das denn bräuchte und naja, ich erklärte, ich werde im Internet als Nebenerwerb Stricksachen verkaufen. Da meinte er gleich, na da werde ich doch jemanden von der Abteilung für Geschäftskunden für eine Beratung beiziehen. Ääähm, naja, versuchte ich einzuwenden, aber wir reden da von keiner AG, auch keiner GmbH oder so, ich mache das nur so nebenbei und ich weiss nicht... Aber der Herr winkte ab, die Beträge spielten keine Rolle, wenn es geschäftlich wäre, dann wäre es geschäftlich. Nun gut. Er werde da jetzt anrufen - was war das nochmal, was sie verkaufen? Sie malen Bilder? Hm, nein, nicht ganz... Jedenfalls stellte sich dann doch heraus, dass ich mit einem einfachen Unterkonto bestens bedient wäre und so habe ich dies dann beantragt. Die Dame, die das Konto einrichtete, war nur des Hochdeutschen mächtig und schluckte erstmal, als ich mein Konto "Wullechneuel" nennen wollte - die Erleichterung war gross, als ich ihr anbot, ich würde das gerne für sie buchstabieren :-)

Schliesslich stand die Buchhaltung auf dem Programm - das macht mir sogar Spass, buchen von hier nach da und jeden Vorgang verfolgen können, für alles gibt es Regeln und am Schluss geht das alles noch auf, das ist doch einfach nur toll. Gesagt, getan, bald schon konnte ich fröhlich drauflos buchen.

Irgendwann kam der Punkt, an dem gar nichts mehr ging. Irgendwie mussten die Finkli ja auch versendet werden und woher sollte ich denn all diese Schachteln hernehmen? Die Angebote, die ich fand, waren ziemlich teuer und die Auswahl war schwer. Ein Anruf bei meinem Schwiegermami, die seit Jahren ein eigenes Geschäft betreibt, brachte erstaunliches zu Tage: sie habe gerade günstige Kartonschachteln bestellt und werde mir die Adresse senden... Manchmal braucht man auch etwas Glück... Nachdem ich der netten Dame bei der Schachtelfirma erklärt hatte, es brauche in der Schweiz mitnichten einen Handelsregistereintrag um ein Unternehmen gründen zu dürfen und nachdem das nette Geschäft bei uns im Haus sich bereit erklärt hatte, die Lieferung meiner (sage und schreibe) 25 Kartonschachteln zu Geschäftszeiten entgegenzunehmen, hatte sich auch dieser Punkt geklärt.

Diesen Sommer hatte ich Bebefinkli verschenkt und hatte diese in einem Organzabeutel verpackt. Weil mir dies so gut gefallen hatte, beschloss ich, Organzabeutel auch in meinem Shop anzubieten. Allerdings mussten die Beutel einigermassen günstig im Einkauf sein, damit ich sie zu einem vernünftigen Preis anbieten konnte, also sah ich mich bei deutschen Anbietern um, aber mit den Versandkosten waren die Angebote unerschwinglich. Also wieder zurück in die Schweiz. Mit dem günstigsten Angebot hier würde es auch noch gerade klappen. Dann erhielt ich die Nachricht, die Beutel seien in den nächsten Monaten nicht lieferbar. Nur nicht aufgeben, weiter zum nächsten Angebot, das ich auch tatsächlich bestellte. Als die Organzabeutel allerdings eintrafen, war die Enttäuschung gross: die Beutel waren zu klein für die Finkli. Die Suche ging weiter. Als ich dann endlich, allerdings wieder in Deutschland, auf ein Angebot stiess, bei dem alles stimmte, kam die nächste Enttäuschung: Lieferung in alle EU-Staaten. Hm. Der rettende Einfall kam mir wenig später und ich durfte die Organzabeutel an einen ehemaligen Arbeitskollegen meines Vaters senden lassen, der in Deutschland lebt und netterweise die Organzabeutel Papa Wullechneuel mitbrachte.

Meine Ideen nahmen langsam aber sicher Formen an und irgendwann musste ich an das eigentliche Stricken der Finkli denken. Die Auswahl der Wolle war nicht ganz einfach, aber nach einigem Suchen und einigem Probestricken fiel die Wahl auf das Trio von Merino, Baumwolle und Sonderanfertigungen.So konnte bald das einfachste, aber auch wichtigste, das eigentliche Stricken beginnen. Einige Wochen lang bevölkerten Finkli, Merino- und Baumwollknäuel jede mögliche Ecke des Sofas... Auch hier ein grosses Dankeschön an meinen Mann für seine Geduld und dafür, dass er immer wieder jedes neue Finkli-Modell mit Begeisterung inspiziert hat:


Mein Mann hat allerdings noch mehr getan - nämlich meine AGBs durchgelesen (und das muss ich ihm hoch anrechnen, hach, ist das langweilig...).

Nun fehlte noch der ganze Papierkram: Lieferscheine, Briefpapier, Flyer und Broschüren wollten entworfen und mit dem von meinem Schwesterchen inspirierten Logo versehen werden. Ausserdem brauchte ich einige Fotos von der Finklischar, um diese auf den Prospekten abzubilden.

Schliesslich war es an der Zeit, den eigentlichen Shop zu konfigurieren, sich mit Schriftarten, Farben, Versandkosten und Beschreibungen auseinanderzusetzen. Die Finkli mussten mit Namen versehen, katalogisiert und fotografiert werden, ebenso die Knöpfe und die Organzabeutel und alle Fotos mussten auf die richtige Grösse gebracht werden. Ausserdem brauchte ich noch Woll-Lager-Boxen, Knopfschachteln und einen Korb für die fertigen Finkli.


Bald war es so weit: noch eine Woche!

Zufälligerweise entdeckte ich im Internet ein Testangebot für T-Shirt-Druckfolien und da war schon meine nächste Idee geboren: Ein Shirt mit meinem Logo! Die Anleitung war nicht ganz einfach (es gab sehr viele "unbedingt" und "auf keinen Fall"), daher bat ich meinen Mann um Unterstützung. Ich denke, mit seinem Einsatz wird mein Shirt auf jeden Fall mehr als die angegebenen 20 Waschgänge überleben:


Als Abschluss meiner Planungsphase und anlässlich der Eröffnung habe ich meine Familie eingeladen und zu selbstgemachtem Limettensirup, Keksen in Schäfchenform und einigen anderen Leckereien feiern wir am 6. November 2011 nach drei Monaten der Planung Eröffnung meines Onlineshops mit Tag der offenen Tür.

Hereinspaziert...


Heute durfte sich die ganze Familie über mein Wirken informieren. Für eine Stärkung zwischendurch war ebenfalls gesorgt.


Das richtige Outfit gehörte natürlich auch dazu...:


Zum Tag der offenen Türe gab es einen "Rundgang" durch den Shop:



In Empfang nehmen durfte ich sogar einen Beteiligungsschein an der Baumwoll"plantage", die von Papa Wullechneuel gehegt und gepflegt wird. Noch konnte nicht gerntet werden, aber wir sind zuversichtlich für nächstes Jahr und mit meiner Aktie kann ja jetzt gar nichts mehr schief gehen ;-)


Vom kreativen Schwesterchen Wullechneuel durfte ich etwas ganz Tolles in Empfang nehmen - ist das nicht süss?

Ein ganz grosses, liebes Dankeschön an alle, die heute mit mir mitgefeiert haben - ich habe mich sehr gefreut, dass ihr dabei wart, und allen, die mich in den letzten Monaten in der einen oder anderen Weise unterstützt haben!
  

1 Kommentar:

  1. grüessti wolliges Chneuel
    ich hab erst geschmutzelt und auch härzlich gelacht, deine schweiss treibende Gründung ist super gelungen, ich wünsche dir recht viel Erfolg damit.
    lieben Gruss
    marisa

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